Osteopathie
Alles Leben ist Bewegung
"Alles Leben ist Bewegung. Dort, wo Bewegung gestört ist, beginnt Krankheit."
Andrew Taylor Still, 1828-1917
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapieform, bei der die Hände des Therapeuten als Instrumente zur Befunderhebung und Behandlung des Individuums dienen. Dabei steht v.a. die „Hilfe zur Selbsthilfe“ im Vordergrund, indem die während der osteopathischen Behandlung gesetzten Impulse die Selbstheilungskräfte des kranken Tieres anregen.
„Erlaube es der physiologischen Funktion des Körpers, ihre eigene unfehlbare Potenz zu zeigen, anstatt blinde Kraft von außen einzusetzen.“
W.G. Sutherland, 1873-1954
Das Ziel einer osteopathischen Behandlung ist also nicht, ein Problem von außen zu beheben, sondern die Fähigkeit des erkrankten Tieres zu wecken, dies aus eigener Kraft zu tun. Im „Dialog der Gewebe“ zwischen dem erkrankten Tier und der Hand des Osteopathen werden vorhandene Blockaden gelöst und auf diese Weise ein ungestörter Fluss aller Gewebeflüssigkeiten wiederhergestellt; Nährstoffe gelangen ungehindert in die Zellen und Abfallstoffe werden abtransportiert. So können die Zellen ihre Funktion wieder aufnehmen und und zum gesundheitlichen Wohl des Tieres beitragen.
Der Begründer der Osteopathie Andrew Taylor Still wählte den Begriff Osteopathie, der wörtlich übersetzt „Knochenkrankheit/Knochenleiden“ bedeutet, um deutlich zu machen, dass er die „Heilung seiner Patienten auf dem Weg über das Skelett“ erzielte. Dabei formulierte er zwei Leitsätze, die kurz und knapp das Konzept der Osteopathie charakterisieren:
- „Die Struktur bestimmt die Funktion“, d.h. ein lebender Organismus kann seine vielfältigen Aufgaben nicht ausführen, wenn seine ihn aufrecht haltenden Strukturen (Skelett, Muskeln, Sehnen, Bänder) einen Teil ihrer Beweglichkeit verloren haben.
- „Das Gesetz der Arterie ist vorherrschend“, d.h. dass das Organ, dessen Blutversorgung eingeschränkt ist, seine Aufgabe nicht ausreichend erfüllen kann oder „Opfer“ einer Infektion wird, da es zu schwach ist, um sich vor einem potenziellen Krankheitserreger zu schützen.
Sobald also an einem Ort im Organismus Knochen, Muskeln, Sehnen oder Bänder durch einen Spasmus blockiert sind, wird die Blutzirkulation der zugehörigen Organstrukturen beeinträchtigt und damit deren physiologische Funktion eingeschränkt.
Der Osteopath löst durch seine auf Palpation basierende Untersuchung und Behandlung diese Blockaden, stellt damit die Beweglichkeit des Stütz- und Bewegungsapparates wieder her und gewährleistet damit eine unbeeinträchtigte Organfunktion.
Wie in vielen anderen Bereichen der Medizin gründet die Veterinär-Osteopathie auf der Übertragung humanmedizinischer Erkenntnisse und therapeutischer Techniken auf das Tier. So ist es oftmals möglich, Tieren, die trotz unauffälligen Röntgenbefundes in ihrer Beweglichkeit deutlich eingeschränkt sind, ohne Schmerzmedikamente wieder „auf die Sprünge zu helfen“.